Ein Sommer wie damals. Ein Sommer wie vor 15 Jahren. Ein Sommer wie in der Kindheit. Ein Sommer voller Unbeschwertheit. Ein Sommer voller Glück und Freude.
Ungewollt werde ich in letzter Zeit immer wieder mit dem Thema konfrontiert. Mit dem Thema. Mit der Zeit, als es mir nicht gut ging. Als ich lustlos und energielos war. Ich werde mit der Zeit an mein Untergewicht und den damit zugehörigen Problemen, sei es psychisch, physisch oder gesellschaftlich, konfrontiert.
Keine Sorge, mir geht es gut. Es soll auch kein Beitrag werden, der voller Negativität steckt und aufzählt, welche Anzeichen es für diese Leere und Gefühllosigkeit gibt. Es soll eher ein kleiner Text sein, der uns daran erinnert, wie schön und einzigartig das Leben ist.
Jedoch ist es ein Thema, das mich immer wieder zum Nachdenken bringt. Ein Thema, wo ich mich so gut hineinversetzen kann, wenn mir jemand davon erzählt. Mich drauf anspricht. Mich um Hilfe bittet.
Für alle, die mir jetzt noch immer nicht folgen können, hier die Auflösung: Es geht nicht rein um die psychische Erkrankung im Bezug auf das Essen und den Körper, es geht mir hierbei mehr um das Thema der Lebensfreude. Der Freude an dem einzigartigen, besonderen und schönen Leben.
Lebensfreude ist nichts, was man sich im Supermarkt nebenan kaufen kann. Es ist ebenso nichts, was man geschenkt bekommt, oder wofür man trainieren kann. Es ist schlicht und einfach die persönliche Einstellung zum eigenen Leben.
Ich weiß, wie es ist, wenn man die Treppen hochsteigt und der Körper einfach nur müde ist, aber man trotzdem jeden Tag 10 km oder noch mehr laufen geht. Ich weiß, wie es ist, dass man sich im Kopf einprägt man isst so viel und so gesund, und dabei ist es viel zu wenig. Ich weiß, wie es ist, wenn das eigene Lachen kein Lachen vom Herzen ist. Ich weiß, wie es ist, wenn der Körper nicht mehr kann, aber man ihn trotzdem an sein Limit pusht. Ich weiß, wie es ist, wenn man selbst nicht einsieht, was man sich eigentlich antut. Nicht nur sich, sondern auch seinen Umfeld.
Reden und einreden von Dritten bringt oft nichts, denn es geht beim einen Ohr hinein und gleich wieder beim anderen hinaus. Wieso? Weil man sich selbst oft nicht als Betroffene, beziehungsweise Betroffener sieht. Man ist auf die eine Sache fokussiert und vergisst, das dass Leben oft außerhalb dessen stattfindet.
Ich könnte stundenlang darüber weiterschreiben. Tagelang. Unendlich lange. Ich könnte viel diskutieren. Aber ich will den Spieß umdrehen und erzählen, wie schön es sein kann, wenn man sich selbst dieses Problem beziehungsweise, wenn ich es so nennen darf, die Krankheit (in meinen oben genannten Fall) eingesteht, dagegen ankämpft und das Ziel langsam aber doch erreicht.
Lügen wir uns nichts vor. Vor allem wir Frauen kennen das Wort Selbstkritik nur zu gut. Wir sehen uns im Spiegel an und es gibt immer irgendwo eine kleine Stelle, oder womöglich auch mehrere Zonen am Körper, die uns nicht gefallen. Wir finden uns an einem Tag zu dick oder zu dünn. Am nächsten Tag gleich wieder umgekehrt.
Der springende Punkt ist aber, meiner Meinung nach, der Gedanke danach. Dieser Gedankenweg ist auch der Grund, warum ich von mir selbst behaupten kann, dass ich von dieser Krankheit endgültig weg bin. Der Gedanke lautet nicht, dass wir nichts mehr essen werden, unendlich viel Sport machen werden, bis das Ziel erreicht ist. Ein Ziel, dass dann womöglich nie erreicht wird, denn einmal in die Krankheit reingerutscht, kommt man so leicht nicht raus.
Der Gedankenweg sollte eher zum Punkt der Selbstakzeptanz führen. Man akzeptiert, dass das eine oder andere Eis vielleicht zu viel war, aber dass man es nicht mehr rückgängig machen kann und morgen sowieso ein neuer Tag ist. Man bereut diese oder jene Mahlzeit nicht, sondern denkt an den herrlichen Genuss. Der Gedanke ist, dass das eine oder andere Gramm mehr am Körper die Person nicht zu einer schlechteren macht. Der Gedanke ist, dass das Essen, dass vielleicht sehr lecker war. Der Gedanke ist, dass der Regen heute morgen zum Sonnenschein werden kann. Punkt. Aus.
Und genau diese Punkte beziehungsweise Gedankengänge habe ich, für mich persönlich, erreicht. Ich habe Tage, wo ich unzufrieden bin. Ich habe Tage, wo ich mit dem Kopf gegen die Wand laufen könnte, weil ich zu tief in meine Naschlade gegriffen habe. Ich habe Tage, wo ich mich okay finde. Tage, wo ich mich schön finde. Aber ich habe vor allem Tage, wo ich so glücklich über mein Leben und meine Lebensfreude bin. Ich habe sehr viele dieser letztgenannten Tage.
Vor allem dieser Sommer hat mir das bestätigt. Es war ein Sommer wie damals.
Damals, als ich ein kleines Kind war und am Strand lief, bevor ich ein Eis gegessen habe. Ein Eis gegessen habe, weil ich wollte. Damals, wo ich glücklich aufgestanden und ebenso glücklich schlafen gegangen bin. Glücklich, weil ich die Dinge und Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen, schätze und nicht alles schwarzmale.
Ich bin so glücklich, dass mich die Leute darauf ansprechen. Wie damals. Damals, als ich ein kleines Kind war und mit einem großen Lächeln im Gesicht zu wildfremden Menschen gerannt bin. Was macht ihr, wenn ihr ein solches Kind seht? Ihr sagt bestimmt “Och, bist du aber eine Liebe!” Ich bin zwar ein paar Jahre älter, etwas größer und einige Kilogramm schwerer, aber im Moment bin ich genau so glücklich wie damals!
Genau das ist, meiner Meinung nach, auch der springende Punkt. Diese Lebensfreude. Erst wenn diese wieder vorhanden ist, dann ist man von dieser Krankheit oder, generell gesagt, von den Selbstzweifeln und der Freudlosigkeit, geheilt. Zumindest ist man auf den besten Weg daraus.
Wieso ich das behaupten kann? Weil ich es nicht nur an mir selbst, sondern auch an anderen Personen gemerkt habe. Menschen, die ich seit Jahren kenne, denen es gleich oder ähnlich wie mir ging und jetzt, Gott sei Dank, besser. Viel besser. Sie lachen, sie hüpfen, sie tanzen, sie leben! Und das in vollen Zügen. Sie genießen den Sommer wie damals. Den Winter wie damals. Den Herbst wie damals. Den Frühling wie damals. Sie genießen das Leben wie damals!
Ich, für mich persönlich, kann diese Lebensfreude vor allem, wie oben ersichtlich, mit dem gestörten Verhalten zum Essen und dem Sport in Verbindung bringen. Das ist aber sicher nicht der einzige Fall, wodurch sich der Verlust dieser positiven Haltung zeigt. Ich hoffe jedoch, dass jeder meinen Gedanken folgen kann und versteht, wie wichtig es ist, all das, was wir besitzen und ausleben können, zu schätzen.
14 Comments
Sandra Slusna
13 September 2016 at 18:08Wieder ein toller Beitrag Liebes, es beeindruckt mich immer wieder wie wundervoll du schreibst, es ist einfach so so inspirierend und mir fehlen die Worte. Ich weiß auch genau, wie es ist, unglücklich und unsicher zu sein, aber das ist bei mir euch vorbei, jetzt bin ich wieder FAST so wie früher und habe wieder Freude am Leben gefunden!
Mit liebsten Grüßen
Sandra von http://www.shineoffashion.com
https://www.instagram.com/sandraslusna/
valentinaballerina
14 September 2016 at 9:30Sososo toll liebe sandra!!! Ich hoffe, dass es dir sehr bald ganz, ganz, gaanz gut gehen wird 🙂
Sara Lesniewicz
13 September 2016 at 22:38Wow, so einen tollen Beitrag habe ich lange nicht mehr gelesen, ich kann dir nur zustimmen, dass Lebensfreude ein wichtiger Punkt der Recovery ist ?
valentinaballerina
14 September 2016 at 9:29Danke meine liebe! Vor allem danke, dass du mir zustimmst! 🙂
Isabel
14 September 2016 at 9:38Schöner Beitrag von Dir, liebe Valentina! Du bist super und ich finde es beeindruckend, wie offen Du über Deine Gedanken und Gefühle schreibst. Mit Deiner Art gelingt es Dir auf jeden Fall, Gleichgesinnte zu erreichen und zum Nachdenken anzuregen.
Du hast so Recht mit dem, was Du schreibst. Das Phänomen der Lebensfreude, des Schätzens dessen, was wir haben und was wir erleben dürfen und Teil dieser (in vielen Bereichen) tollen Welt sein zu dürfen, das halten wir uns leider viel zu selten vor Augen.
Genieße jeden Tag, genieße, was Du hast, das muss es sein. Und dazu gehört auch, seinen Kontrollzwang und seine Ängste ablegen zu können. Es ist ein langer Weg, aber Menschen wie Du helfen dabei, dass er etwas leichter wird!
Danke dafür!
valentinaballerina
18 September 2016 at 11:11Danke Isabel !!!! So schön, solche Worte zu lesen! Ich hoffe, dass ich einige damit erreichen kann und auch einigen Menschen damit helfen kann! Vielen Dank für deine Worte <3
Julia
14 September 2016 at 10:21Liebe Valentina! Beim Lesen deines Artikels habe ich gerade richtig Gänsehaut bekommen, weil er mich so berührt hat! Du kannst so unfassbar stolz auf dich sein was du da geschafft hast! Lebensfreude und ein wahrhaftiges Lebensgefühl sind einfach unbezahlbar und den Weg aus so einer tiefen Krise heraus zu schaffen ist bei Gott nicht einfach. Vielleicht ging es dir damals ähnlich wie mir, ich hab mir immer eingeredet, dass alles ok ist und dass ich einfach nur einen perfekten Körper haben möchte, dann wäre alles wieder gut. Es braucht lange Zeit um zu verstehen, dass es um ganz ganz andere Dinge im Leben geht. Mir ist dieses Thema unfassbar wichtig, genau deshalb habe ich auch angefangen einen Blog darüber zu schreiben, wie viel mehr hinter dem Essen und den Essproblemen steckt. Ich möchte dich nochmal für diesen wunderschönen Artikel loben und wünsche dir alles alles Liebe und Gute! Julia
valentinaballerina
18 September 2016 at 11:12Danke meine Liebe für den ausführlichen Kommentar!
Ich werde mir deinen Blog definitiv mal ansehen und Beiträge darin lesen! Und zu deinem genannten Beispiel: Ja ich kenne diese Gedanken und Gefühle 🙁 Ich wünsche dir ebenso alles Gute und einfach nur das Beste <3
Carolin
14 September 2016 at 22:56Oh Wow Valentina, ein wunder-, wunder- wunderschöner Beitrag ist das. Und ich danke dir dafür. ❤️ Das war gerade genau das richtig vor dem einschlafen. ✨ Ich werde mir deine Zeilen zu Herzen nehmen und immer wenn es mir mal so schlecht geht, wie du es oben geschrieben hast, sie mir ins Gedächtnis rufen. ?
Schlaf gut und hab morgen einen schönen Geburtstag. ?
Alles Liebe von deiner Caro ?
valentinaballerina
18 September 2016 at 11:08Liebste Caro, dein Kommentar ist zu goldig. Vielen dank dafür, wirklich. Ich schätze diese Worte so sehr <3
veg.fruitia
17 September 2016 at 13:23Wow, wax pf ein toller Beitra. Du chreibsg wirklich sehr betührend!
Icn freu mich so, wie d dic entwickelt hast und wieder Lebensfreude spührst. Mach weiter so und grniess das Leben!
Alles liebe
valentinaballerina
18 September 2016 at 11:06danke, meine liebe. mich freut es, solche kommentare zu lesen ! das motiviert mich so sehr, dankedankedanke! <3
Leila
25 September 2016 at 20:51Wahnsinnig geschrieben ehrlich wow !!
valentinaballerina
26 September 2016 at 17:00Danke Leila 🙂 <3